Damit das JETZT (be)greifbar werden kann, muss das, was davor und das, was danach liegt, mitgedacht werden. Diese drei Phasen – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – sind die Schwerpunkte der Ausstellung, die nach Berlin und Dresden jetzt in Düsseldorf Station macht. Jeder Phase wird dabei eine kulturelle und gesellschaftspolitische Dimension zugeordnet. Im Mittelpunkt der Ausstellung im Weltkunstzimmer steht der philosophisch-kontemplative Blick zurück in die Vergangenheit. Durch die aktuellen Umstände in Zeiten von Corona erlangt dieser eine ganz neue, vielleicht nostalgische und vielschichtige Dimension, der die Ausstellung im Weltkunstzimmer Rechnung trägt.
Denn die Sehnsucht nach dem JETZT bekommt in den heutigen, stark eingeschränkten Zeiten eine neue Bedeutung. Viele sehnen sich nach dem Zustand vor der Pandemie zurück, andere wünschen sich ein Post-Corona-JETZT mit Perspektive – oder vielleicht beides?
Das JETZT, ebenso wie die Sehnsucht nach demselben, nehmen wir als eine Abfolge von Momenten, die wir in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterteilen, wahr. Aber was ist Gegenwart, der Moment, Augenblick, das JETZT? Wann fängt es an und wann hört es auf? Ist es überhaupt zu fassen, oder nicht bereits verflossen, sobald wir es uns bewusst machen?
Die Menschen haben sich etliche Strategien erdacht, um selbstvergessen den Moment, und nur den Moment, zu leben. Der (positive) Moment soll genossen werden, das Ausblenden von Vergangenheit und Zukunft zu größtem Glück führen. Im Endeffekt geht es immer um die Sehnsucht nach der Zufriedenheit im JETZT – und in der Zukunft, die meist stark von den Erfahrungen der Vergangenheit geprägt ist. Denn wir tendieren dahin, die Vergangenheit zu verklären. Wie sagte bereits Karl Valentin: Die Zukunft war früher auch besser!
Wir sehnen uns nach Erfüllung im JETZT, hoffen zugleich auf eine bessere Zukunft; ob hier oder im Jenseits – je nach Weltanschauung, so dass wir nicht zur Ruhe kommen. Ein Widerspruch des menschlichen Lebens, der wahrscheinlich nicht zu lösen ist.
Aber nicht nur der Gedanke an die Zukunft hält uns vom Verharren im JETZT ab; auch die Vergangenheit. Wir reflektieren sie, um für das Heute und das Morgen daraus zu lernen. Oft ärgern wir uns über unsere Unzulänglichkeit. Anstatt uns zu ärgern, könnte der Blick jedoch ein gelassener sein. Gelassenheit aber ist keine der herausragenden menschlichen Stärken, auch nicht im Umgang mit dem, was war und dem, was sein wird.
Kuratoren:
Bärbel Möllmann, Andreas Sachsenmaier, Joachim Seinfeld