Julia Murakami

Exercises in Levitation I-III, 2015

Exercises in Levitation II, 2015 (Serie) Fotoabzug hinter Acryl kaschiert auf Alu-dibond, 60 x 80 cm
Exercises in Levitation III, 2015 (Serie) Fotoabzug hinter Acryl kaschiert auf Alu-dibond, 60 x 80 cm

Julia Murakamis Werke verstehen sich als visuelle Erkundung einer verloren gegangenen Zeit. Ob festgehalten als bühnenhafte Inszenierung oder Kosmos sonderlicher Mischwesen: Dargeboten werden voyeuristische Einblicke in eine in der Psyche verankerten Welt. Versteckte Referenzen zwischen den Arbeiten und spielerisch eingeflochtene „Cameoauftritte“ der Protagonisten verbinden Julia Murakamis Arbeiten zu einem einheitlichen Gesamtwerk.
In behutsam inszenierten Selbstporträts schlüpft sie in die Rolle der Bewohner jener vergessenen Welt – wundersame Hybridwesen mit Tierköpfen und menschlichen Körpern – hier Anlehnung an griechische Sagen, dort die Suche nach dem längst Verlorenen: die Erinnerung, Sehnsucht, der Traum, der Verlust.

Exercises in Levitation I-III, Ausstellungsansicht Schloss Biesdorf

Circus Murakami II, 2020

Circus Murakami II, 2020, Inkjet print, 84,1 cm x 118,9 cm, Ausstellungsansicht GEH8, Dresden 2020

Julia Murakamis Werke verstehen sich als visuelle Erkundung einer verloren gegangenen Zeit. Ob festgehalten als bühnenhafte Inszenierung oder Kosmos sonderlicher Mischwesen: Dargeboten werden voyeuristische Einblicke in eine in der Psyche verankerten Welt. Begeben wir uns mit ihr auf die Suche nach dem längst Verlorenen: die Erinnerung, die Sehnsucht, der Traum, der Verlust.

Anatomy of a Fairy Tale, Dioramen, 2008

Märchen von H.C. Andersen, Charles Perrault und den Brüdern Grimm als forensische Tatorte neu interpretiert

„Heute Mensch, morgen schwarze Erde“, besagt ein Sprichwort über das Phänomen der Vergänglichkeit. Das Märchen hingegen setzt diesen Kreislauf aus. Seine Protagonisten vollziehen eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod, Aufopferung und Leid, um dem Tod doch zu entrinnen: Rotkäppchen wird aus dem Wolf befreit, Schneewittchen durch den Kuss gerettet und der Seejungfrau wird eine unsterbliche Seele in Aussicht gestellt.
In Anatomy of a Fairy Tale setzt Julia Murakami diesem märchenhaften Verlauf jedoch ein jähes Ende, indem sie sich fragt: „Und wenn sie doch gestorben sind?“ In My Body Was Cold But I Was Still Breathing liegt Rotkäppchen mit offenen Eingeweiden auf dem Kiesweg, die Seejungfrau in Between You And The Deep Blue Sea in einer Blutlache am Strand. Das Brot für die Braut gebrochen, das Salz verschüttet. Die Königin triumphiert über den Tod Schneewittchens, das, zu einem Stillleben reduziert, im Sarg liegt. Dieses Nature Morte beschließt den düsteren Reigen, der in einer dem Tod hingegebenen Bewegung erstarrt. Mit charakteristischer Hintergründigkeit konfrontiert Murakami die poetische Märchenwelt mit zeitgenössischer Forensik, überführt die vermeintliche Leichtigkeit und Verspieltheit der Volksweisen in eine gänzlich diesseitige Gegenwart. Ihre Bildsprache führt den unheilvollen Apfel des biblischen Paradieses mit den Schicksalsgöttinnen griechischer Mythologie zusammen. In der Vanitas-Symbolik und einem Detailreichtum, der auch vor grausamen Einzelheiten nicht zurückschreckt, klingen Barocke Topoi an, welche die provozierende Gegenüberstellung von irdischer Schönheit und Tod im Bewusstsein der Endlichkeit sinnfällig verdichten.

Julia Murakami, Anatomy of a Fairy Tale, Dioramen, Ausstellungsansicht Weltkunstzimmer, Düsseldorf 2021

Once Upon Time, 2011-16