Axel Töpfer / Jo Preußler

Fünf Minuten Anhalter Bahnhof, Berlin
(22.12.00, 16h10’– 22.12.00, 16h15′), 2020

Aljoscha Begrich, Axel Töpfer, Jo Preußler, Fünf Minuten Anhalter Bahnhof, Berlin (22.12.00, 16h10`– 22.12.00, 16h15`) 2000, Fahrkarten, Ausstellungsansicht Schloss Biesdorf
Sehnsucht nach dem Jetzt. Ausstellung im Schloss Biesdorf. Raum-1.01. Aljoscha Begrich, Axel Töpfer, Jo Preußler
Aljoscha Begrich, Axel Töpfer, Jo Preußler Fünf Minuten Anhalter Bahnhof, Berlin (22.12.00, 16h10`– 22.12.00, 16h15`) 2000 Fahrkarten, Detail

Schwarze Spiegel, 2020

In Arno Schmidts Erzählung “Schwarze Spiegel” streift der namenlose Erzähler durch die menschenleer gewordene Welt und besichtigt die Überreste der Zivilisation. Die Spiegel verweigern das Bild. “Wir werden der Welt – anstelle der Bilder – riesige ephemere Gemälde bieten, die aus den leuchtenden Farben elektrischer Scheinwerfer und farbigem Gas gebildet sind.” Der Futurist Umberto Boccioni beschrieb 1911 die ästhetischen Möglichkeiten der Himmelsprojektion. Die von Walter Siemens mitentwickelte intensiv leuchtende Kohlebogenlampe wurde als Straßenbeleuchtung, für Kinoprojektoren und Flak-Scheinwerfer eingesetzt. Mit dem Ersten Weltkrieg werden Flugabwehrwaffen und Scheinwerfer miteinander kombiniert. Das Licht wird taktisch verfügbar gemacht. Albert Speer baut Lichtarchitekturen für nationalsozialistische Propaganda. Die Hälfte der Insekten ist nachtaktiv. Durch Lichtverschmutzung wird ein Großteil von ihnen dezimiert. Die Libelle des Jahres ist die Speer-Azurjungfer.

oben: Töpfer/Preussler, Schwarze Spiegel, 2020, unten: Joachim Seinfeld, Save the Day, Ausstellungsansicht Schloss Biesdorf, Berlin 2020
Schwarze Spiegel, 2020, Ausstellungsansicht Schloss Biesdorf, Berlin 2020

 Countdown, 2020 (1972)

freigelegte Spuren einer Zukunftslosung der Wagenausbesserungsstelle (WAS) des Güterbahnhofs Dresden-Neustadt von 1972, Ausstellungsansicht GEH8, Dresden 2020
Um sich vom Gewicht der Vergangenheit zu befreien, himmeln die Avantgarden die Rakete an und lassen sich vom Takt des Zeigers hypnotisieren. 
Als zur Uraufführung des Countdowns in Fritz Langs Stummfilm „Frau im Mond“ die PR-Rakete nicht zündet, erleidet der Weltraumpionier Hermann Oberth einen Nervenzusammenbruch. 
Sein ehemaliger Assistent und V2-Konstrukteur Wernher von Braun 
entwickelt im Auftrag der NASA die Trägerrakete für die erste bemannte Mondlandung. 
Die beliebteste Schweizer Wasserglacé ist seit 50 Jahren die Mondrakete von Frisco.

Ferment, 2021, in Koalition Axel Töpfer, Daniel Neumann, Jo Preussler & Saccharomyces Cerevisiae

Seit 50 Jahren klebt Hefe im Backraum der ehemaligen Konsumgenossenschaft „Allgemeiner Consumverein freies Rheinland“, dem Oberlichtsaal des heutigen Weltkunstzimmers. Zur Reaktivierung benetzen wir Spuren vertrockneter Stämme der Backhefe mit einer Zuckerlösung und bestäuben sie mit Gips. Um die Vermehrung voranzutreiben, erhöhen wir die Temperatur des Saals leicht.

Ruin und Fügung. Sprossverbände. Aufleuchtende Knoten. Sendungen von Durst zu Stein. Zelle an Zelle. Kondenswasser. Winterquartier. Lockende Aromen. Verklebtes Fell. Knistern und Harren. Umgestülpte Mägen.

„Wenn Geschichte ohne Fortschritt unbestimmt ist und in viele Richtungen geht, können uns dann Gefüge die ihr innewohnenden Möglichkeiten aufzeigen? In Gefügen entwickeln sich Muster absichtsloser Koordination. Um solche Muster wahrnehmen zu
können, muss man das Zusammenspiel zeitlicher Rhythmen und Größenordnungen in den sich ansammelnden, divergierenden Lebensweisen beobachten.“
(Anna Lowenhaupt Tsing, Der Pilz am Ende der Welt)

„Filmische Einstellungen zu Ernst Jüngers In Stahlgewittern“, 2017

„Filmische Einstellungen zu Ernst Jüngers In Stahlgewittern“, Ausstellungsansicht NCCA Kaliningrad 2017