Alpha++ Modells (2017 – 2020)
Die Fotografien sind Bestandteil einer umfangreichen Serie mit dem Titel »Alpha++ Models«. Ausgangspunkt hierbei sind globale Orte, im besonderen Megastädte worauf im Titel Alpha++ verweist, nämlich auf das höchstmögliche Rating einer sogenannten Weltstadt im Wettbewerb der Metropolen. Die Bilder sind seit 2012 während Aufenthalten in Global Cities und deren Randgebiete unter anderem in Dubai, Hong Kong, London, New York, Santiago, Seoul, Shanghai, Singapur und der Smart City Songdo entstanden.
Die Fotografien greifen die Ästhetik der globalen Zentren der Welt auf und zeigen eine Bestandsaufnahme neoliberal geformter Städte. Von den welthöchsten Gebäuden mit angrenzenden Shoppingmals und Aussichtsplattformen streift der Blick weiter von den Eingangsbereichen über die schablonenhaft designten Grünanlagen mit artifiziell angelegten Seen und Wasserfontänen. Durch die permanente Reinigung der Areale hinterlassen sie einen sterilen, glatten, fast virtuellen Eindruck. Es finden schnelle Perspektiv- und Maßstabswechsel, zw. der Vogelperspektive von Dubais Stadtmitte hinzu minuziös gebauten Modellen von futuristischen New Towns im Informationscenter Songdo und weiter zu den zweidimensionalen Versprechen von noch nicht realisierten Luxusapartments auf gigantischen Plakatwänden in Hong Kong statt. Die golden spiegelnden Glas- und Metallfassaden teilen sich den städtischen Raum mit verschiedenen Formen von Natur, die eingepasst in geometrische Strukturen, mal als grüne Mauer oder als akkurat gestutzte Hecke fließend integriert ist.
An den Rändern der Planstädte kommt es vor, dass ein feineingesäumter Weg plötzlich im Gestrüpp endet. Und die unbeschrifteten Straßenschilder der Smart City, als leere Platzhalter in die ungewisse Zukunft weisen. Hier und da tauchen Fragmente von menschlichen Körpern auf, die in ihrer Individualität zwischen den repetitiven Apartment- und Bürohochhausblocks etwas deplatziert wirken.
Die städtischen Aufnahmen werden eingesäumt von Yachthäfen und schnellen Motorbooten, die unter den verschiedensten Flaggen fahren, oftmals derer von Steueroasen. Die engen Grenzen der Nationalstaaten scheinen plötzlich aufgeweicht. Die Boote als Vehikel der Meere werden hier zum symbolischen Verbindungstück der geographisch weit entfernten Städte. Das Meer – Verbindung der Welten und nicht nur durch einen scheinbar unaufhaltsamen Kapitalismus.
Auf den ersten Blick wirken die komponierten Fotografien mit ihren strahlenden Farben einladend. Bei genauerer Betrachtung verbreiten die fast menschenleeren Orte eine totenähnliche Atmosphäre, ähnlich derer von 3D Renderings. Neben der Reduktion der Fotografien hinzu scheinbar virtuellen Computergrafiken, findet eine weitere Übersetzung der 3D Räume zu einer fast 2D-wirkenden Flächigkeit statt. Die vorherrschenden Rastermuster der Fassaden und Außenanlagen agiert wie eine Decke, welche die Stadtlandschaft abdeckt und die Bewegungsfreiheit durch die Verflachung reduziert. Die Betrachter sind aufgerufen unter die Schichten der Glasfassaden, Wandverkleidung und künstlichem Grün zu schauen, die Gestalt und Funktion der Städte zu überdenken, und dabei die Templates zum Leben zu erwecken.
Die Auswahl der Fotografien für die Ausstellung im Schloss Biesdorf fokussiert sich auf Stadtteile, welche sich in unmittelbaren Umbruch befinden, verschiedene Zeitschichten und Lebensweisen stehen für einen kurzen Moment sichtbar nebeneinander, bis die einen, meist aus ökonomischen Druck, den anderen weichen müssen.
Eine Erweiterung findet die Arbeit im »Alpha++ Models Index«, welcher in der zur Ausstellung erscheinenden Zeitung in Auszügen zu finden ist.
Vita | ||
1980 | geboren 1980 in Annweiler am Trifels | |
lebt und arbeitet in Berlin | ||
2007–2009 | Studium der Bildenden Kunst, Städelschule Frankfurt | |
2002–2007 | Studium der Bildenden Kunst, Universität der Künste, Berlin | |
2004–2005 | Studium der Bildenden Kunst, Chelsea College of Art and Design London | |
Teaching | ||
2015–2017 | Assistant Professor, Fotografie Department, Chung-Ang Universität, Seoul / Anseong Südkorea | |
2008-2009 | Pädagogische Mitarbeiterin, Museum für Moderne Kunst, MMK, Frankfurt am Main | |
Stipendien / Preise | ||
2020 | Künstlerhaus Schloss Balmoral, Projektstipendium | |
2019 | AiRE – Artist-in-Residence, Valparaíso, Chile | |
MAM, Museo de Arte Moderno, Chiloé, Chile | ||
2012 | Artist in Residence Program – National Art Studio Seoul, Kulturamt Frankfurt | |
Atelierstipendium, Freilichtmuseum Hessenpark | ||
2011 | Lichter Art Award, Filmtage, Frankfurt am Main | |
2010 | Künstlerhaus Schloss Balmoral, New York Stipendium | |
2006–2008 | Studienstiftung des Deutschen Volkes | |
2004–2005 | Erasmus/Sokrates Stipendium, London | |
Solo shows | ||
2020 | Alpha++ Models, Philipp von Rosen Galerie, Köln | |
The Tallest, Kunstmuseum Gelsenkirchen | ||
2018 | New Positions, Art Cologne, Köln | |
2017 | Art-O-Rama, La Friche la Belle de Mai, Marseille | |
2016 | Alpha++, Philipp von Rosen Galerie, Cologne | |
Upper, Space One, Seoul | ||
12 x 12, Berlinische Galerie, Berlin | ||
2013 | Home Time Show Time, Figge von Rosen Galerie, Berlin | |
Container. A video installation by Rebecca Ann Tess, basis e.V., Frankfurt am Main | ||
Rebecca Ann Tess, Open-air Museum Hessenpark, Neu-Anspach | ||
2012 | “It takes a company to make art great”, lampione, Frankfurt am Main | |
2011 | A Crime must be Committed, Figge von Rosen Galerie, Berlin | |
2010 | Not Dad Yet Sad!, Figge von Rosen Galerie, Köln | |
Dad Dracula is Dead, Artforum, Figge von Rosen Galerie, Berlin | ||
Dad Dracula is Dead, Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden | ||
Group shows | ||
2018 | Deutsche Bank Client Lounge, Frieze London (upcoming)Stadtansichten, Heidelberger Kunstverein, Heidelberg | |
2017 | On the Possibility of Life in Ruins, Museum Huset for Kunst og Design, Holstebro | |
2016 | Collection presentation (Orchids), LWL-Museum for Art and Culture, Münster | |
2015 | Monitoring, 32. Kassel Documentary Film and Video Festival, Kassel Turtlelab Studios, Berlin | |
2014 | High Today What’s Tomorrow?, sign CIAT – Contemporary Institute for Art & Thought, Berlin Big Picture, part of 11th Fair of Culture, Zagreb, Croatia pop up nak, Galerie Sabine Knust, Munich | |
2013 | Villa Romana 1905–2013. The Artists House in Florence, Art and Exhibition Hall of the Federal Republic of Germany, Bonn Risk Society, MOCA Museum of Contemporary Art, Taipei Qual & Wahl, Pflicht, Freiheit, Zwang, Kunstverein Wolfsburg | |
2012 | AIR – Artist in Residence, Atelierfrankfurt, Frankfurt am Main Jahresgaben 2012, Neuer Aachener Kunstverein, Aachen BCC #10: The Gap, Sankt Georgen, Frankfurt am Main Open Studios, National Art Studio, Seoul Etna Carrara, Ludwigforum, Aachen Reality Manifestos – Can Reality Break Bricks?, Kunsthalle Exnergasse, Vienna | |
2011 | km 500 4, Kunsthalle, Mainz Monitoring, 28. Kassel Documentary Film and Video Festival, Kassel Filmtage – Lichter Art Award, Saasfee Pavillon, Frankfurt am Main Villa Romana – Fellows 2011, Villa Romana, Florence | |
2010 | New Frankfurt Internationals: Stories and Stages, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main A Thousand Endless Tales – Dancing the Line of Flight, White Space, Zurich 11 Frankfurter Gegen Uni, Institut für vergleichende Irrelevanz, Frankfurt am Main Krise / Kriza, Goethe-Institut Belgrad Filmtage – Kunstlichter: Stimulus Kino, Frankfurt am Main Astronomical Frontiers, BKS Garage, Copenhagen |