Klaus Walter

ZOOM, Lichtkasten, 2020

Zoom, 2020, Ausstellungsansicht Schloss Biesdorf, Berlin 2020
Zoom 1, 40 x 60 cm, Öl auf Leinwand, 2020
Zoom 2, 40 x 60 cm, Öl auf Leinwand, 2020
Zoom 3, 40 x 60 cm, Öl auf Leinwand, 2020
Zoom 4, 40 x 60 cm, Öl auf Leinwand

Ein sandiger Platz, eine Straße, ein Zaun, ein Mast, fünf Kinder spielen, dahinter eine Wand aus Wald. Ich beobachte sie aus großer Entfernung, verfolge ihr Spiel. In der Vergrößerung, dem optischen Heranholen versuche ich ihre Handlungen zu entschlüsseln. Eine scheinbare Nähe entsteht, es ist die Perspektive des ungesehenen Beobachters, der Blick des Jägers. Wir kennen ihn von spektakulären Pressefotos oder der Kamerafahrt im Film. Aber der vergrößerte Ausschnitt bringt keine Klarheit. Das Objekt entzieht sich, hält mich auf Distanz. Das Bild bleibt vage, es gibt nur seine Oberfläche preis, an der der Blick abprallt.

Zoom, (Detail), Ausstellungsansicht Schloss Biesdorf, Berlin 2020

Und der Zukunft zugewandt, 2021

image: Und der Zukunft zugewandt, 2020
Und der Zukunft zugewandt, 2020, Graphit auf Zeichenkarton, 420 x 150 cm, (Detail)

Der Bildtitel referenziert auf die Idee einer modernen Zukunft, wie sie in der Mitte des 20. Jahrhundert in vielen Ländern durch serielle Bauweisen und Standardisierung in der Architektur Ausdruck fanden. Sie sind Zeugen eines begeisterten Glaubens an die Zukunft und zugleich Relikt einer repressiven Epoche.

Image: Und der Zukunft zugewandt, 2020
li.: Renate Herter, morgen, Video, mi.: Andreas Sachsenmaier, Abschnitt und Moment #0, gelochte Farbpapiere, Andreas Kempe, Terra uligunosa (Großes Moor), Wallpaper, re.: Klaus Walter, Und der Zukunft zugewandt, 2020, Graphit auf Zeichenkarton, Ausstellungsansicht GEH8, 2020

Idol, 2021

Idol, Graphit auf Karton, 150 x 330 cm, 2021

Architektur als zweite Natur des Menschen ist zugleich sein gebautes Gedächtnis. In dem für meine Generation überschaubaren Zeitraum sind es die DDR-Bauten der 70er und 80er Jahre, die heute als stumme Zeugen an eine Epoche erinnern, die wir selbst noch erlebt haben. Wie Dinosaurier oder gestrandete UFOs stehen sie in unseren aufpolierten Städten, ihre zukunftsgewisse Geste von einst läuft ins Leere, sperrig widersetzen sie sich einem zeitgeistigen, wahlweise auch historisierenden Städtebau. Oder die Liegenschaften werden als „abandoned places“ zu aus der Zeit gefallenen Geschichtsbrachen. Oft genug scheint der Abriss die einfachste Lösung zu sein. Es ist eine andere Moderne, die da still entsorgt wird, ein lästiges Erbe.

Die Nutzung als bizarre Location könnte zum Zeichen einer Umdeutung werden. Zunächst mag es der Einfall eines Eventmanagers sein auf der Suche nach dem schrägen Ort, dem neuen Kick. „Ostigkeit“ als Exotik. Und plötzlich wird es hip, die Spießigkeit des Sozialismus cool. So wandelt sich der Blick. Der ideologischen Botschaft entledigt offenbaren diese Gebäude immer mehr ihre ästhetischen Qualitäten. Trends sind nicht zu steuern, doch können wir an ihnen beobachten, wie eine Neubewertung und Inbesitznahme vor sich geht. Wir sollen das Ererbte erst erwerben, das meint nutzen, um es zu besitzen – so mahnt der Dichter. Auf welche Weise wir das tun, darauf haben die Väter keinen Einfluss mehr.