Bärbel Möllmann

Die Tür, aus der Serie Kloster der barmherzigen Brüder zu Montabaur, 2017/ 2020,

Camera obscura, Fotografie. Wall paper, 325 x 495 cm
Die Tür Klosters der barmherzigen Brüder zu Montabaur, Ausstellungsansicht Schloss Biesdorf, 2020
Die Tür Klosters der barmherzigen Brüder zu Montabaur, Ausstellungsansicht Schloss Biesdorf, 2020

Serie Schloss Biesdorf.

Berlin Januar, 13:29 Uhr, Camera obscura Schloss Biesdorf, 2020, 70 x 100 cm, Piezo-Pigmentprint auf Papier
Bärbel Möllmann, Sehnsucht nach dem Jetzt. Ausstellung im Schloss Biesdorf. Raum 0.02
Berlin Januar, 13:29 Uhr, Camera obscura Schloss Biesdorf, 2020, Ausstellungsansicht Schloss Biesdorf, 2020

Die Zukunft ist keine Verlängerung der Gegenwart

Begehbare Camera obscura, Dresden 2020

Die Zukunft ist keine Verlängerung der Gegenwart, Begehbare Camera obscura, Dresden, 2020 Plexiglas, Stoff, Holz, Klebeband, Glaslinse, Plastikfolie, 309 x 415 x 330 cm

Nach dem Lockdown in der Corona-Pandemie ist eine Vorstellung der Zukunft noch abstrakter geworden. Die Vergangenheit ohne Pandemie ist noch kein Jahr alt. Die Gegenwart scheint still zu stehen. Wie wird unsere Zukunft aussehen?

Durch die Installation der begehbaren Camera obscura verläuft eine Art imaginäre visuelle Achse zwischen der Vergangenheit vor dem Fenster, der Gegenwart im Raum der Camera obscura und der Zukunft im Ausstellungsraum. Seit dem pictorial turn Ende der 1990er Jahre gilt die Camera obscura als Ausgangspunkt einer bildlichen Vorstellung – für die Künstlerin Bärbel Möllmann ist sie das Instrument zur Reflexion von Wahrnehmung, Zeit und Raum.

li.:Bärbel Möllman, Die Zukunft ist keine Verlängerung der Gegenwart, Begehbare Camera obscura, Dresden, re.: Julia Murakami, Circus Murakami II, Inkjet Print, Ausstellungsansicht GEH8, Dresden 2020

Der Platz im Zimmer 52, 2021

Der Platz im Zimmer 52, Wallpaper, Piezo-Pigment-Print, 
320 x 500 cm, 2021

13. März 2020. Es ist ruhig im Hotelzimmer 52 direkt über dem Worringer Platz in Düsseldorf. Ruhiger als üblich. Normalerweise rauschen die Autos über die Kreuzung, auch von Fußgängern und Radfahrern ist sie dann belebt. Jetzt ist es still. Das Zimmer ist abgedunkelt. Nur ein Lichtstrahl fällt durch die Linse am Fenster auf die gegenüberliegende Wand. Dort bildet sich der Platz mit der Fünfzigerjahre-Architektur auf der grauen Tapete ab. Alles scheint auf dem Kopf zu stehen – nicht nur das Bild der Camera obscura. Ein Anruf in die isolierte Blase des Hotelraums: Lockdown ab heute 18.00 Uhr. Es ist einsam. Ein Vorgeschmack auf die bevorstehende Zeit. Doch das weiß ich erst später. – Morgens wache ich auf. Das Zimmer ist hell erleuchtet. Die Sonne scheint und wirft ihre Strahlen in die Raumecke direkt über meinem Kopf – und mit ihnen wieder das Bild von draußen. Eine rege Bewegung direkt in dieser einen Ecke. – Verwirrung. – Was ist passiert? Ist es besser abzubrechen, rauszugehen, zu flüchten? Wohin? Oder besser bleiben?

Ein Kontrollblick aus dem gläsernen Hotellift gibt Aufklärung: Eine lange Schlange vor der Apotheke. – Beruhigung. – Die Autos rauschen wieder, wenn auch weniger als üblich. – Der Blick schweift über die hell erleuchtete Zimmerdecke. In der Sonne glänzen die vorbeifahrenden Autos.

Es klopft. Ein erster Besucher. – Kommen Sie rein. Aber halten Sie bitte zwei Meter Abstand. Sie können sich auf das Bett setzen, da rechts an der Wand. Sitzen Sie gut? Erst ist es ganz dunkel. Nur ganz langsam gewöhnen sich die Augen an das Dunkel. Dann, irgendwann werden Sie den Lichtstrahl auf der Decke sehen. – Stille. Die andere Stimme antwortet aus dem Off. – Ich sehe nichts. Wohin muss ich gucken? – Oben an die Decke, dorthin, wo der Lichtstahl hinführt. – Wieder Stille. – Ah, jetzt sehe ich was. Wie schön! Es ist, als stünde die Welt auf dem Kopf.