ZOOM, Lichtkasten, 2020
Ein sandiger Platz, eine Straße, ein Zaun, ein Mast, fünf Kinder spielen, dahinter eine Wand aus Wald. Ich beobachte sie aus großer Entfernung, verfolge ihr Spiel. In der Vergrößerung, dem optischen Heranholen versuche ich ihre Handlungen zu entschlüsseln. Eine scheinbare Nähe entsteht, es ist die Perspektive des ungesehenen Beobachters, der Blick des Jägers. Wir kennen ihn von spektakulären Pressefotos oder der Kamerafahrt im Film. Aber der vergrößerte Ausschnitt bringt keine Klarheit. Das Objekt entzieht sich, hält mich auf Distanz. Das Bild bleibt vage, es gibt nur seine Oberfläche preis, an der der Blick abprallt.
Und der Zukunft zugewandt, 2021
Der Bildtitel referenziert auf die Idee einer modernen Zukunft, wie sie in der Mitte des 20. Jahrhundert in vielen Ländern durch serielle Bauweisen und Standardisierung in der Architektur Ausdruck fanden. Sie sind Zeugen eines begeisterten Glaubens an die Zukunft und zugleich Relikt einer repressiven Epoche.
Idol, 2021
Architektur als zweite Natur des Menschen ist zugleich sein gebautes Gedächtnis. In dem für meine Generation überschaubaren Zeitraum sind es die DDR-Bauten der 70er und 80er Jahre, die heute als stumme Zeugen an eine Epoche erinnern, die wir selbst noch erlebt haben. Wie Dinosaurier oder gestrandete UFOs stehen sie in unseren aufpolierten Städten, ihre zukunftsgewisse Geste von einst läuft ins Leere, sperrig widersetzen sie sich einem zeitgeistigen, wahlweise auch historisierenden Städtebau. Oder die Liegenschaften werden als „abandoned places“ zu aus der Zeit gefallenen Geschichtsbrachen. Oft genug scheint der Abriss die einfachste Lösung zu sein. Es ist eine andere Moderne, die da still entsorgt wird, ein lästiges Erbe.
Die Nutzung als bizarre Location könnte zum Zeichen einer Umdeutung werden. Zunächst mag es der Einfall eines Eventmanagers sein auf der Suche nach dem schrägen Ort, dem neuen Kick. „Ostigkeit“ als Exotik. Und plötzlich wird es hip, die Spießigkeit des Sozialismus cool. So wandelt sich der Blick. Der ideologischen Botschaft entledigt offenbaren diese Gebäude immer mehr ihre ästhetischen Qualitäten. Trends sind nicht zu steuern, doch können wir an ihnen beobachten, wie eine Neubewertung und Inbesitznahme vor sich geht. Wir sollen das Ererbte erst erwerben, das meint nutzen, um es zu besitzen – so mahnt der Dichter. Auf welche Weise wir das tun, darauf haben die Väter keinen Einfluss mehr.
Vita | ||
1964 | in Glauchau / Sachsen geboren | |
1984-89 | Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Dietrich Burger und Arno Rink; Diplom | |
1990-07 | Wohnsitz und Atelier in Göhren auf Rügen | |
2007 | lebt und arbeitet in Berlin | |
Stipendien / Preise | ||
2015 | Rostocker Kunstpreis 2015 für Malerei | |
2002 | Aufenthaltsstipendium im Virginia Center for the Creative Arts, USA | |
2000 | Arbeitsstipendium des Landes Mecklenburg-Vorpommern | |
1998 | Aufenthaltsstipendium in der Casa Baldi in Olevano Romano, IT | |
1995 | Arbeitstipendium der Stiftung Kulturfonds Berlin | |
Einzelausstellungen / Projekte (Auswahl) | ||
2020 | Die Rückkehr der Tiere (Gedichte: Jan Kuhlbrodt / Zeichnungen: Klaus Walter), Verlagshaus Berlin | |
2019 | Voodoo House (mit Hinrich Kröger), Galerie Hartwich | |
Haut (mit Myriam Gallo), galerie 3000 Bern, CH | ||
2017 | Hybrid (Kunst im öffentlichen Raum), FELIX Bern CH | |
Vakant, Evangelische Akademie der Nordkirche, Rostock | ||
2016 | Projektion (Rostocker Kunstpreisträger 2013), Provinzial Versicherungen Kiel | |
2015 | Veduten & Touristen (mit Niels Walter), Designakademie Rostock | |
2013 | Aufenthalt (Kunst am Bau), Wohnanlage in Werder / Havel | |
Ru Destination (Kunst am Bau), Generalkonsulat Kaliningrad | ||
2012 | MARKTHALLE (Installation, Lichtkästen, Malerei), Kunstverein Loitz | |
Sehtest: Paradies, 48 Stunden Neukölln (Lichtkasteninstallation im öffentlichen Raum) | ||
2011 | Siegerentwurf, Kunst-am-Bau Wettbewerb Generalkonsulat Kaliningrad, RU | |
I am not here, Galleria zia maria, Berlin (Lichtkasteninstallation) | ||
2010 | Paradiese, Stadtgalerie Kiel Musterdeutschland, Kunstverein Schwerin | |
2009 | Paradiese, Galerie Hartwich Rügen | |
Gruppenausstellung (Auswahl) | ||
2020 | FAK, Zwickau FLUID (mit Tony Franz und Stefan Hurtig) | |
2019 | Baltic Art Weekend, Kunsthalle Rostock Die Möglichkeit einer Insel, Galerie Ursula Walter, Dresden | |
2018 | Weather Report, Galerie Hartwich Rügen Unsere Kunst Eure Kunst, Stadtgalerie Kiel | |
2017 | Surf, Galerie Hartwich Rügen | |
2016 | Kritische Moment, Galerie AG + Radike / Kittelmann, Bad Doberan | |
Matthias Kanter / Mike Strauch / Klaus Walter, Kunst bei InterSearch Hamburg | ||
Thoralf Knobloch / Jan Muche / Klaus Walter, Galerie Hartwich Rügen | ||
Vor Ihnen, Das Meer, Resp. Der Asphalt, Die Schäden… Staatliche Kunstsammlungen Dresden | ||
Neuzugänge des Kunstfonds aus den Förderankäufen der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen | ||
2015 | Erster Anstrich, Radike / Kittelmann, Bad Doberan | |
Rostocker Kunstpreis, Kunsthalle Rostock | ||
Win / Win, Spinnerei Leipzig, Ankäufe der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen | ||
Ortsumgehung, Kunstverein Alte Schule Baruth | ||
Aus Der Kunstsammlung Des Landes M-V, Staatliches Museum Schloss Güstrow | ||
2014 | HGB 96 92 90 89 89, Galerie Hartwich Rügen | |
Markthall, 48 Stunden Neukölln, Berlin | ||
Zeitgenössische Fotografie, aus der Sammlung, Staatliche Museen Schwerin | ||
2013 | CAIRO – BERLIN, Deutsche Botschaft Kairo, EG | |
Milchglaskino, Palais Liechtenstein, Feldkirch, AT | ||
Hin Und Weg, Freunde Aktueller Kunst e.V., Zwickau | ||
Run With Us, Galeria bwa, Bydgoszcz, PL | ||
Milchglaskino, Museum Junge Kunst, Frankfurt / Oder Museum Nysa, PL | ||
Museum Nysa, PL | ||
2012 | Hallenmeisterschaft, Kunstverein Alte Schule Baruth | |
Sofistika Protoru, Galerie Kritiku Prag, CZ |
Website: Klaus Walter