Exercises in Levitation I-III, 2015
Julia Murakamis Werke verstehen sich als visuelle Erkundung einer verloren gegangenen Zeit. Ob festgehalten als bühnenhafte Inszenierung oder Kosmos sonderlicher Mischwesen: Dargeboten werden voyeuristische Einblicke in eine in der Psyche verankerten Welt. Versteckte Referenzen zwischen den Arbeiten und spielerisch eingeflochtene „Cameoauftritte“ der Protagonisten verbinden Julia Murakamis Arbeiten zu einem einheitlichen Gesamtwerk.
In behutsam inszenierten Selbstporträts schlüpft sie in die Rolle der Bewohner jener vergessenen Welt – wundersame Hybridwesen mit Tierköpfen und menschlichen Körpern – hier Anlehnung an griechische Sagen, dort die Suche nach dem längst Verlorenen: die Erinnerung, Sehnsucht, der Traum, der Verlust.
Circus Murakami II, 2020
Julia Murakamis Werke verstehen sich als visuelle Erkundung einer verloren gegangenen Zeit. Ob festgehalten als bühnenhafte Inszenierung oder Kosmos sonderlicher Mischwesen: Dargeboten werden voyeuristische Einblicke in eine in der Psyche verankerten Welt. Begeben wir uns mit ihr auf die Suche nach dem längst Verlorenen: die Erinnerung, die Sehnsucht, der Traum, der Verlust.
Anatomy of a Fairy Tale, Dioramen, 2008
Märchen von H.C. Andersen, Charles Perrault und den Brüdern Grimm als forensische Tatorte neu interpretiert
„Heute Mensch, morgen schwarze Erde“, besagt ein Sprichwort über das Phänomen der Vergänglichkeit. Das Märchen hingegen setzt diesen Kreislauf aus. Seine Protagonisten vollziehen eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod, Aufopferung und Leid, um dem Tod doch zu entrinnen: Rotkäppchen wird aus dem Wolf befreit, Schneewittchen durch den Kuss gerettet und der Seejungfrau wird eine unsterbliche Seele in Aussicht gestellt.
In Anatomy of a Fairy Tale setzt Julia Murakami diesem märchenhaften Verlauf jedoch ein jähes Ende, indem sie sich fragt: „Und wenn sie doch gestorben sind?“ In My Body Was Cold But I Was Still Breathing liegt Rotkäppchen mit offenen Eingeweiden auf dem Kiesweg, die Seejungfrau in Between You And The Deep Blue Sea in einer Blutlache am Strand. Das Brot für die Braut gebrochen, das Salz verschüttet. Die Königin triumphiert über den Tod Schneewittchens, das, zu einem Stillleben reduziert, im Sarg liegt. Dieses Nature Morte beschließt den düsteren Reigen, der in einer dem Tod hingegebenen Bewegung erstarrt. Mit charakteristischer Hintergründigkeit konfrontiert Murakami die poetische Märchenwelt mit zeitgenössischer Forensik, überführt die vermeintliche Leichtigkeit und Verspieltheit der Volksweisen in eine gänzlich diesseitige Gegenwart. Ihre Bildsprache führt den unheilvollen Apfel des biblischen Paradieses mit den Schicksalsgöttinnen griechischer Mythologie zusammen. In der Vanitas-Symbolik und einem Detailreichtum, der auch vor grausamen Einzelheiten nicht zurückschreckt, klingen Barocke Topoi an, welche die provozierende Gegenüberstellung von irdischer Schönheit und Tod im Bewusstsein der Endlichkeit sinnfällig verdichten.
Once Upon Time, 2011-16
In meinen Bildern versuche ich Vertrautes wiederzuerwecken, auf einer Ebene, wo Traum und Irritation verschmelzen. In verstörender Logik vermengen sich Behaglichkeit und Unbehagen mit einer ebenso subtilen wie fesselnden Kraft.
Die Grenze zwischen dem bekannten Gestern und dem imaginären Morgen löst sich in der märchenhaften Harmonie einer schlafwandlerischen Landschaft auf.
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In these images, I strive to evoke the familiar, with a simultaneous feeling of dream and irritation as a kind of subtextual glue.
Here, comfort both sacrifices itself to and blends itself with discomfort, creating a
fairy-talesque harmony that bears the uncomfortable logic of the somnambulant landscape.
I consciously use retro imagery to encourage reference to an anxiety-neutral zone,
only to then immediately disturb it with elements that are nonetheless an integral part of
the whole. The frontier between yesterdays we know and days imagined interweave with
a subtle yet engaging force.
Vita | ||
geboren in Luzern / Schweiz | ||
lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland | ||
Kuratorin und Künstlerische Leitung für Directors Lounge Berlin, dem Festival für zeitgenössische Medienkunst. | ||
Ausstellungen (Selection) | ||
2020 | Sehnsucht nach dem JETZT | Longing for the NOW, GEH8, Dresden, (upcoming) | |
Sehnsucht nach dem JETZT | Longing for the NOW, Schloß Biesdorf, Berlin | ||
2019 | Walden Kunstaustellungen, “Dwell In Lovers Eyes”, Berlin | |
Aigner’s Art, “The Poetry of The Moment”, ONO, Bern | ||
2018 | Fata Morgana Galerie, Berlin, DE “Animalia” curated by Maggio Art Consultancy, KI Europe, London, GB | |
“Animalia” curated by Maggio Art Consultancy, KI Europe, London, GB | ||
2017 | Ministerium für Wissenschaft und Kunst, 10. Wiesbadener Fototage, Finalistin, DE | |
KH5 Gallery, Zurich, CH | ||
2016 | Gallery Jinsun, network c.a.r., South Korea, KR | |
2015 | Atelier Cross Art, Berlin, DE | |
Städtische Galerie, Kunstverein Paderborn, “Collecting #1”, DE | ||
2014 | Gallery On, Seoul, KR | |
2011 | Get Together, C.A.R., Miami, US | |
2011 | Nuit Blanche, Marie du 11.e, Paris, FR | |
2011 | “Deutsche Show”, Prager Kabarett, Prague, CZ | |
2011 | Museo d’Arte Contemporanea (MACRO), Testaccio, Rome, IT | |
2011 | Los Angeles Art Association (L.A.A.A.), Gallery 825, Los Angeles, US | |
2010 | Twenty Dots For Miami, public intervention at the Art Basel Miami, US | |
2009 | Kunstverein Kleinzetelvitz – 1. Biennale Mecklenburg-Vorpommern, DE | |
2008 | Temporäre Kunsthalle Paderborn, DE | |
Festivals / Jury | ||
2016 | Member of the International Jury, Festival International Signes de Nuit (Paris), Berlin, DE | |
2011-15 | The Berlin International Directors Lounge, Berlin, DE Screenings | |
2016 | 48 Stunden Neukoelln, Das Kunstfestival, Berlin, DE | |
2015 | L‘Alternativa Independent Film Festival, Barcelona, ES | |
2015 | Experiments in Cinema International Film Festival, Albuquerque, US | |
Kuratorische Projekte | ||
2019 | Mitte Media Festival, Berlin “In Memory of Jonas Mekas” u. “Bizarre, Hypnotic, Wonderful” | |
2008-20 | Kurzfilmprogramme für die c.a.r. video lounge, Zollverein, Essen | |
2009-15 | The Berlin International Directors Lounge, Berlin, DE | |
2013 | Nacht der Museen, “Show Me Shorts”, Filmmuseum Düsseldorf | |
2011-12 | 2013 Japan Tag, Black Box, Düsseldorf, DE | |
2012 | Directors Lounge auf der L’Isola Del Cinema, Rom | |
Directors Lounge bei Experiments in Cinema v7.2 Albuquerque, US | ||
Directors Lounge beim International Short Film Festival Detmold, DE | ||
Website: Julia Murakami