In der Arbeit von Ulrike Möschel kommt das Momenthafte der Gegenwart im Augenblick der Reflexion durch eine spiegelnde Oberfläche zum Tragen. Dafür nutzt sie Blattsilber, ein altes und traditionelles Material für die Herstellung von Spiegeln.
Ein Fahrscheinentwerter der Berliner S-Bahn besitzt durch seine zweckorientierte Anpassung eine eigene Zeitaufteilung, die die physikalische Zeit in Fünfminutenblöcken taktet. Im Augenblick des Entwertens trifft die persönliche Zeit des Fahrgastes auf den Takt des Automaten. In einer von den zeit genossen durchgeführten kontinuierlichen Entwertung entstanden innerhalb eines Taktes 143 Fahrscheine mit demselben Aufdruck: „Anhalter Bahnhof 22.12.00 16:15“.
Mit ihren Arbeiten will die Künstlerin Vertrautes wiedererwecken und führt die Betrachter auf eine Ebene, wo Traum und Irritation verschmelzen. In verstörender Logik vermengen sich hier Behaglichkeit und Unbehagen mit einer ebenso subtilen wie fesselnden Kraft. Die Grenze zwischen dem bekannten Gestern und dem imaginären Morgen löst sich in der märchenhaften Harmonie einer schlafwandlerischen Landschaft auf.
Das Werk von Thyra Schmidt basiert auf selbstverfassten Texten, oftmals in der Kombination verschiedener Medien zueinander umgesetzt. So entstand „Rendezvous“, eine Reihe von Blumenstillleben, als Reaktion auf die Audio-Collage „elle“, die fragmentarisch die Empfindungen, Behauptungen und Situationsbeschreibungen mehrerer potentieller Charaktere wiedergibt.
Einige Titel der grob gerasterten Blumenstillleben aus „Rendezvous“ stammen aus „elle“, andere scheinen darauf zu reagieren. Mal wird einer Person gedacht, mal eine Atmosphäre widergespiegelt.
Video: Isabelle Meyrignac
Fotos: Bärbel Möllmann, Andreas Sachsenmaier