Bildzyklus FREMDE HAUT,
Serie 2.8.17 – 10.8.17, Berlin 2017
Serie 2.5.17
«Fremde Haut» ist ein Projekt über die Spuren der Zeit; es demonstriert das Vergehen von Zeit,
ablesbar am Körper und seinen Veränderungen.
Im Wechsel der Erinnerung zeigt sich das Äußere des Körpers mal straff und unversehrt – dann wieder falten- und erfahrungsreich. Die Kamera mit ihren Möglichkeiten von Licht und Kontrast unterstützt die subversiven Eingriffe in die Körperoberfläche, erprobt und simuliert unterschiedliche Phasen des Alterungsprozesses.
Ein Forschungsprojekt zwischen Annäherung und Abstoßung, Intimität und Distanz, wobei Fremdheit nicht als Entfremdung, sondern als Feld der Entdeckung und der Vergewisserung verstanden werden will.
Flüchtige Bewegung, 2020, Audioinstallation
morgen_2020, Video
Dunkelziffer, Ausnahmezustand, Besuchsverbot, soziale Distanzierung, Ausgangssperre, Kontaktperson, Beatmungskapazitäten, Risikogruppe, Sicherheitsabstand, Rachenabstrich, Inkubationszeit, Invasive Beatmung, Reproduktionsrate, Kontaktminimierung, Triage, Herden-Immunisierung, Datenlage, Maskenpflicht, Geschmacksverlust, Schadens-Ansprüche.
Les amis _ 2021, Visuelles Tagebuch
Das Video Les amis basiert auf einer Serie von Fotografien, die im September 2017 im Jardin du Luxembourg in Paris entstanden – einem der „Sehnsuchtsorte“ der Stadt für Gäste und Touristen. Es zeigt die abendliche Stimmung, nachdem die Besucher nach Sonnenuntergang den Park verlassen haben.
Die zurückgebliebenen Stühle signalisieren ein vertrautes Alltags-Geschehen von Nähe, engen persönlichem Austausch und aktiver Kommunikation. Gerade das Fehlen der eben noch Anwesenden scheint die Leichtigkeit eines frei verfügbaren Tagesverlaufs zu bestärken.
Doch wie verändern die inzwischen verinnerlichten neuen Umgangsformen der Pandemie – Regeln von Distanz und Abstand im Erfahrungsfeld des Hier und Jetzt die Wahrnehmung dieser Bilder?
Auf der Klangebene zählt eine flüsternde Stimme die abwesenden Freunde und Freundinnen.
Die im Ausstellungsprojekt angelegten drei Entwicklungsschritte Gegenwart – Zukunft – Vergangenheit untersuche ich mit den Mitteln der inszenierten Fotografie verbunden mit Körperklängen und sprachlichen Tonelementen. Sind im ersten Schritt, Gegenwart, die einzelnen Bilder wie auch der Klang noch raumbezogen präsent, sehr nah, im Hier und Jetzt scheinbar positiv verankert und damit als ein unmittelbares Gegenüber für die Betrachter/innen konzipiert, variieren im nächsten Schritt, dem Blick in die Zukunft, bei dem ich das Wirkungsverhältnis von sozialhistorischem Kontext und individuellem Körperempfinden befrage, die künstlerischen Mittel entsprechend der veränderten Situation.
Die pandemischen Ereignisse und Handlungen, die als neue, zum Teil beängstigende Begrifflichkeiten in die Realität einfallen, attackieren den individuellen Körper und dessen psychische Verfasstheit. Je eingeschränkter daher der Bewegungs-Spielraum des einzelnen individuellen Körpers und damit sein Verhältnis zu Raum und Zeit erscheint, je mehr übernehmen die aneinander gereihten Fotografien diese real fehlende Bewegung.
Im dritten Schritt beziehe ich mich auf die rezenten Erfahrungen mit dem öffentlichen Raum, aus dem die Körper verschwinden, da sie in die privaten Wohnungen und Häuser verbannt wurden. Vergangenheit und Gegenwart schieben sich scheinbar ineinander, werden zu Begriffen, die ins Wanken geraten. Die Topografie der Erinnerung wird dabei so lange in Frage gestellt, bis sich der reale Ausstellungsraum mit realen Besucher/innen füllen und damit wieder ein bewusstes Verhältnis und Gegenüber zum menschenleeren Raum der Videobilder hergestellt werden kann.
Vita | ||
Studium der Visuellen Kommunikation, Hochschule der Künste, Berlin | ||
Studium der Kunst- und Kommunikationssoziologie, Freie Universität, Berlin | ||
1982-91 | Wissenschaftliche und künstlerische Assistenz, Hochschule der Künste, Berlin | |
2001-08 | Professur für Bildhauerei transmedialer Raum, Kunstuniversität, Linz | |
2008-10 | Gastprofessur, Institut für Medien, Kunstuniversität, Linz | |
Zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum, u.a. Lesewald, up and down and up, Schaurausch‚ Berlinz, Hohlräume der Geschichte | ||
Mit-Kuratorin der Ausstellungen Schaurausch, Tiefenbohrung/Tiefenrausch, OK, Offenes Kulturhaus Oberösterreich | ||
Förderungen / Preise (Auswahl) | ||
2019 | Wettbewerb Gedenkort in der Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche, Berlin (1. Preis) | |
2012-13 | Wettbewerb DENK. STATT Papa Gruber, Mahnmal St. Georgen, Österreich, (1. Preis) | |
2012 | Passage gegen das Vergessen zur Realisierung ausgewählt, St. Georgen/Gusen | |
2010 | Georg Elser Zeit-Zeichen, Beitrag zum Wettbewerb Denkzeichen Georg Elser, (3. Preis), Senat von Berlin | |
1999 | Stipendium für Bildhauerei (Künstlerinnenprogramm), Senat für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Berlin | |
1998 | Artist in residence, University of Wisconsin | |
1998 | Denkmal 17. Juni, (Entwurfs-Ankauf), Senat von Berlin | |
Jury Award, Biennal d’Alcoi, Spanien | ||
1997 | Stipendium des Senats für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Berlin | |
Prize from the Polish Telecommunication, V. International art Trienna/e Majdanek | ||
1990-92 | Künstlerisches Forschungsprojekt Visuelle Dialoge, Förderung: Senat von Berlin | |
1988 | Arbeitsstipendium, Senat für kulturelle Angelegenheiten, Berlin | |
1987 | Merit Award, Art Directors Club, New York | |
Ausstellungen und Projekte seit 2008 (Auswahl) | ||
2020 | Es waren Nachbarn, es sind Menschen, Wettbewerbsrealisierung, Berlin | |
2016 | gewaltfrei: jetzt, Beitrag zum Wettbewerb Mahnmal für aktive Gewaltfreiheit, Linz | |
2014 | Trophäen, Ausstellung der Ankäufe der Stadt Linz, Nordico, Linz | |
2013 | Am Kurfürstendamm sind jetzt sämtliche Lücken wieder ausgefüllt, im Rahmen von Spuren, Hohlräume, Leerstellen = Jüdisches Leben am Kurfürstendamm 1933-43, Ausstellungsorte: Vitrine am Kurfürstendamm 28, Museum Villa Oppenheim, Deutsches Historisches Museum, Berlin | |
präsent absent, Text-KIang-lnstallation, Kunstbiennale Interim, Schwäbische Alb | ||
Die Kinder, Zweiteilige Licht-KIang-Video-Installation, Krypta der Ursulinenkirche, Linz | ||
2012-13 | Passage gegen das Vergessen, 5-teilige Installation im öffentlichen Raum, St. Georgen | |
2012 | Wo ein Name ist, da ist ein Mensch, Beitrag zum Wettbewerb Gedenkund Informationsart für die Opfer der „ Euthanasie ”-Morde am Ort der P/anungszentra/e „ T4 sowie Ausstellung, Topografie des Terrors, Berlin | |
Minimalinvasive Kunststationen, Wettbewerb für die Charité und Ausstellung, Berlin | ||
2010-11 | Monte F.C., 2-teilige Video-Installation und Al niente/Bis zum Nichts, Klanginstallation über 10 Stationen, im Landesmuseum OÖ/ Landesgalerie, Linz | |
2010 | Ausstelllung zum Wettbewerb Denkzeichen Georg Elser, Berlin | |
Vernähter Raum, Installation in der Ausstellung Positionen der Gegenwart, Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Berllin | ||
2009 | Aus der Sammlung. Einführung in die Kunstgeschichte 6, Landesgalerie, Linz | |
2008 | Im Fluss, Installation in der Ausstellung Strom des Vergessens/Tiefenrausch, O.K‚ Centrum für Gegenwartskunst, Linz |
Website: Renate Herter